top of page

Eine etwas andere Geburt – oder: Von den eigenen Erwartungen gelähmt


Rund um eine Geburt gibt es viel zu erzählen, ist sie doch ein ganz spezielles und unglaubliches Ereignis. Lange hatte ich auf diesen Augenblick gewartet, das kleine Wesen in meinem Bauch gespürt, mit ihm gesprochen, ihm etwas vorgesungen, mich darauf gefreut und war gleichzeitig nervös ... denn ich wurde zum ersten Mal Mama.

Endlich war es dann soweit und schon der Start in Richtung Krankenhaus war anders als geplant. Ich hatte schließlich vor natürlich zu gebären, was in meinen Vorstellungen ungefähr so aussah: ich würde von meinem Partner in Höchstgeschwindigkeit Richtung Kreissaal gebracht werden, während ich bereits starke Wehen hatte. Wie gesagt, das war meine Vorstellung, naja, vielleicht habe ich jetzt etwas übertrieben, aber so in diese Richtung gingen meine Gedanken ... und es sind eben Gedanken, weit weg vom Jetzt ...

.. und dann kam die Realität: ich spürte über viele Stunden den kleinen Spatz in mir nicht mehr, keine Regung mehr, was absolut untypisch war und so entschieden wir uns ins Krankenhaus zu fahren, einfach um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist. Im Krankenhaus folgten Untersuchungen und CTG’s und schließlich die ärztliche Entscheidung einzuleiten um das Baby zu holen.

Bereits hier kämpfte ich mit meinen Erwartungen an die Geburt, an mich, daran wie alles doch zu sein hatte, was ich spüren und können sollte. Einleitung wollte ich keine und nun ging es nicht anders und dann das, es kam irgendwie nie zu Presswehen. Drei Tage mit Wehen gingen dahin, mal stärker, mal schwächer, aber es ging nie so richtig weiter. Müde aufgrund der ständigen Schmerzen und des Schlafmangels, aufgeregt da ich nicht wusste was los war, verunsichert aufgrund der Unentschlossenheit der begleitenden Ärzte und immer mehr spürend, dass es dem kleinen Spatz in mir nicht gut ging, schwankte ich am dritten Tag schließlich zwischen einem weiteren Tag Einleiten oder einem Kaiserschnitt – eine Variante der Geburt, die ich nun wirklich nie in Betracht gezogen hatte.

Es gab eben ein fixes Bild in meinem Kopf: ich würde natürlich gebären. Gleichzeitig wurde immer klarer: genau das würde es nicht werden. So entwickelte sich die Geburt mehr und mehr zu einer ganz anderen Art der Herausforderung für mich: meine Vorstellungen und Erwartungen wirklich los zu lassen und endlich klar meinem Gefühl zu vertrauen. Rückblickend war es eine große Hürde für mich, ein langer Weg hin zum Gefühl und die Erfahrung, dass die eigenen Vorstellungen einen richtig lähmen können.

An diesem dritten Tag der Einleitung war ich dann endlich soweit. Ich erkannte, dass es wirklich notwendig wurde los zu lassen und auf mein Gefühl zu vertrauen. Ich entschied mich klar für einen Kaiserschnitt. Kaum war ich im Vertrauen und klar, verlief alles ganz schnell. Innerhalb von 10 min war ich im OP und es stellte sich heraus, eine normale Geburt wäre nicht möglich gewesen, denn der kleine Spatz lag falsch. Was noch wichtiger war: es gab Komplikationen bei mir und bei einer normalen Geburt wäre ich sofort verblutet. So hat die Rückkehr in mein Vertrauen und Gefühl mir das Leben gerettet und sie schenkte mir das wunderbarste auf der Welt: meinen Sohn Lukas. Als ich ihn das erste Mal sah, spürte, küsste, war dies ein so unbeschreiblich schönes Gefühl, so intensiv und berührend, dass ich mit Tränen da lag und nur eines sagen konnte: danke für so viel Glück auf Erden!

273 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Alleine

bottom of page